Interview mit Katharina Pieper - Trainerin für Mantrailing



Ich möchte das Jahr mit einem kleinen Interview mit Katharina Pieper beginnen.

 

Seit  fünf Jahren beschäftigt sie sich mit der speziellen Form der Nasenarbeit "Mantrailing"

Sie betreibt eine Hundeschule, die sich auf Mantrailing spezialisiert hat, ist Gründungsmitglied des Vereins  Rettungshunde Mantrailer Berlin e.V und führt hier zwei einsatzfähige Rettungshunde.

Ich habe mich mit ihr auf einen Kaffee getroffen und konnte ein paar Fragen loswerden:


Jasmin: Hallo Katharina, schön dass du dir Zeit genommen hast. Ich möchte gleich mit der ersten Frage beginnen: Was ist Mantrailing?

Katharina: Beim Mantrailing verfolgt der Hund die Spur eines ganz bestimmten Menschen, dessen Geruch er vorher über einen Gegenstand dieser Person aufgenommen hat. Dabei wird der Hund in der Regel an einer 5–10 Meter langen Leine geführt.
Seit 2003 werden in Deutschland Hunde als Mantrailer von den Rettungshunde-organisationen und -vereinen ausgebildet und zur Suche nach vermissten Personen eingesetzt. Am letzten bekannten Aufenthaltsort des Vermissten beginnt der Hund dann mit seiner Suche. Dies ist auch bei einer mehrere Tage alten Spur möglich.
Aber auch im Freizeitbereich hat sich Mantrailing als artgerechte Beschäftigungsform für Hunde seit einigen Jahren etabliert. Beim Mantrailing lernt der Hund, konzentriert und ruhig zu arbeiten, unsichere Hunde gewinnen an Selbstvertrauen. Außerdem stärkt die gemeinsame Aufgabe die Bindung zwischen Hund und Hundeführer.


Jasmin: Wie kamst du zum Mantrailing?

Katharina: Leider durch ein sehr trauriges Ereignis: ein Freund meines Vaters, der an Demenz litt, hatte sich bei einem Spaziergang verlaufen und konnte nur noch tot gefunden werden. Als dann meine Hündin Motte zu mir kam und sie Freude an Nasenarbeit zu entwickeln begann, habe ich mich mit ihr bei einer Rettungshundestaffel vorgestellt und dort mit der Ausbildung zum Mantrailer-Team begonnen. Mittlerweile traile ich mit meinen der Hunden in einer Rettungshundestaffel.


Jasmin: Was fasziniert dich am Trailen?

Katharina: Zum einen macht es unheimlich viel Spaß, den Hund beim Arbeiten zuzusehen, zu erleben, wie er bestimmte Aufgaben löst und mit der Zeit seine ganz individuellen Suchstrategien entwickelt. Außerdem ist das Zusammenspiel zwischen mir und meinen Hunden unglaublich spannend – die Hunde reagieren beim Mantrailing auf jede meiner Bewegungen und auf meine Körperhaltung. Mit jedem Trail lernt man den Hund besser zu verstehen, besser zu lesen und auf ihn zu reagieren, gleichzeitig wird der Hund immer deutlicher in seiner Körpersprache, sodass die Kommunikation zwischen uns immer flüssiger wird.


Jasmin: Welche Hunde sind dazu geeignet? Ab wann kann man beginnen?

Katharina: Wenn es um die reine Auslastung im Hobbybereich geht, ist eigentlich jeder Hund geeignet, der eine funktionierende Nase hat und laufen kann. Für den Rettungsbereich gibt es natürlich noch weitere Anforderungen, die allerdings nichts mit der Größe des Hundes zu tun haben.

Mit Mantrailing kann man schon mit einem Welpen ab ca. 12 Wochen beginnen, dann natürlich ganz behutsam und ohne Leistungsdruck. Und andererseits ist es auch nie zu spät, mit Mantrailing zu beginnen, solange es um die Beschäftigung des Hundes geht.


Jasmin: Auf was sollte man achten, wenn man sich bei einem Mantrailing-Kurs anmeldet?

Katharina: Mantrailing ist unglaublich komplex und wir wissen andererseits noch unglaublich wenig, was genau der Hund dabei macht. Deshalb sollte der Trainer eine fundierte Ausbildung im Bereich Mantrailing haben und sich ständig weiterbilden, möglichst bei unterschiedlichen Ausbildern. Mantrailing kann man nicht anhand von Büchern lernen. Auch ein Wochenendkurs oder gar ein Webinar reichen nicht aus, um Mantrailing gut unterrichten zu können. Es ist vorteilhaft, wenn der Trainer selbst mit einem eigenen Hund trailt. Bei einer Hundeschule, die sich nicht auf Mantrailing spezialisiert hat, sondern wo es eines unter vielen Angeboten ist, würde ich mir die Qualifikationen der Trainer sehr genau ansehen.
Eine häufige Fehlerquelle beim Mantrailing ist das Traillegen – mit schlecht gelegten Trails kann man sich seine ganze Ausbildung zunichte machen. Deshalb sollte jeder Trail individuell für jedes Team geplant und gelegt werden. Da der Hund auch beim Mantrailing sehr selektiv lernt und viel weniger generalisiert, als wir erwarten, sind kleine Schritte mit vielen Variationen wichtig. Außerdem sollte das Training natürlich in einer entspannten Atmosphäre und ohne Druck stattfinden.


Jasmin: Ist es Deiner Meinung nach notwendig, dass der Trainer auch im Rettungshundebereich trailt?

Katharina: Es ist nicht notwendig, aber es schadet sicher auch nicht. Wer in einer Rettungshundestaffel trailt, trifft sich in der Regel häufig mit anderen Hundeführern und Ausbildern zum Austausch und gemeinsamen Arbeiten. Da wir mit dem Mantrailing erst ganz am Anfang stehen, ist der Blick über den Tellerrand für die Weiterentwicklung dieser Disziplin unglaublich wichtig. Und viele Stolpersteine werden erst im Realeinsatz offensichtlich. Die Erkenntnisse, die man hier gewinnt, kann man dann wieder in das Training – auch für die Hobbytrailer – einfließen lassen.


Jasmin:      Vielen Dank für das Interview ! 
Katharina:   Ich danke dir auch !





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